Ich habe eine vergrößerte Prostata – wann muss eigentlich operiert werden?
Mediziner stellen die sogenannte „OP-Indikation“ – also die Entscheidung, dass ein Eingriff durchgeführt werden muss, an Hand einer Vielzahl von Kriterien. Dabei spielt die Größe der Prostata eine untergeordnete Rolle. Zur Entscheidungsfindung werden primär die Beschwerden eines Mannes herangezogen: Häufigeres, nötiges Wasserlassen mit nur geringem Harnstrahl oder der Zwang zum nächtlichen Wasserlassen werden durchaus unterschiedlich stark beeinträchtigend empfunden. So ist für den einen Patienten ein zweimaliges Wasserlassen nachts schon eine erhebliche Belastung, weil er nicht weiterschlafen kann, für einen anderen stellt diese Situation keinerlei Störung der Nachtruhe dar. Auch ein nötiges, „imperatives“ Wasserlassen, das nicht aufgeschoben werden kann wird unterschiedlich empfunden: Was für den Kranführer oder Busfahrer ein Problem ist, kann der zuhause lebende Rentner gut kompensieren. Weitere Kriterien, die im Entscheidungsprozess für oder gegen eine Operation eine Rolle spielen, sind eine Restharnbildung und sich daraus entwickelnde Harnwegsinfektionen. Wird die Blase nicht mehr leer, bildet sich also „Resturin“, zeigt das an, dass eine komplette Harnsperre nicht mehr weit ist.
Wird die Blase in dieser Situation gespiegelt, zeigt sich eine „Balkenblase“ – die Muskelzüge sind stark vergrößert. Es kann zu regelrechten „Beulen“, wissenschaftlich „Divertikeln“ in der Harnblase kommen.
Bei einer Harnsperre oder Harnverhaltung liegt eine Notfallsituation vor. Sie ist mit Schmerzen und der Notwendigkeit einer Katheteranlage verbunden – weil die Blase sich nicht mehr entleert. Dies sollte dem Patienten erspart bleiben. Spätestens bei einer Restharnbildung von rund 100 ml sollte deshalb an eine Prostataoperation gedacht werden. Aber auch geringere Restharnmengen können zu Infektionen führen. Diese sind meist hartnäckig, weil ein Bodensatz von Bakterien ständig vor Ort bleibt und die Keimzelle des neuen Infektes darstellt. Auch andere Komplikationen neben der Infektion können eine Operation nötig machen. So führt eine Prostatavergrößerung manchmal zu blutigem Urin. Auf der Prostata verlaufende Schleimhaut-Blutgefäße sind durch die Prostatavergrößerung gelegentlich zum Zerreißen gespannt – dies führt zu hartnäckigen und zumeist behandlungsbedürftigen Blutungen. Alle genannten Phänomene führen nicht automatisch zu einer Prostataoperation, sondern werden in aller Regel zunächst mit Medikamenten behandelt. Ist damit eine Besserung der Situation nicht zu erzielen oder treten sie unter der Einnahme eines Prostatamedikamentes auf, so rückt eine Operation näher. Charakteristisch ist dabei aber auch, dass die Prostatavergrößerung mit ihren Beschwerden durchaus schwankend, wellenförmig verläuft. Sie werden manchmal nach einer Phase der Beschwerdezunahme auch von alleine wieder besser, so dass sich – wenn möglich – auch eine abwartende Haltung empfiehlt. Generell gilt in der Urologie, eine Prostataoperation der gutartigen Prostatavergrößerung so lange es geht zu vermeiden. Sie ist heute dank moderner Operationstechniken und Narkoseverfahren auch noch bis ins hohe Alter möglich. Ein „vorsorgliches“ Verkleinern der Prostata ist deshalb nicht nötig.