Eine Reizblase mit häufigem Harndrang, der kaum zurückgehalten werden kann, und sogar Urinverlust auf dem Weg zur Toilette machen Reisen zum Problem:

Wenn der Reisebus keine Toilette hat, der Pilgerweg keine Büsche bietet oder die einzige Toilette im Flugzeug besetzt ist, ist die Gefahr eines „Malheurs“ groß – manche(r) Betroffene(r) hat sich schon peinliche Kommentare anhören müssen und verzichtet lieber auf das Reisen.

Keine Büsche auf dem Pilgerweg

Keine Büsche auf dem Pilgerweg

 

Eine andere – nicht zu empfehlende – Strategie ist, nichts mehr zu trinken, um über das Dursten die Urinausscheidung zu drosseln. Doch diese „Masche“ ist nicht ganz ungefährlich: vor allem in warmen Reiseländern kann der Körper regelrecht austrocknen, Hitzschlag und Kollaps drohen. So verursachte Stürze bedingen eine Verletzungsgefahr, so dass die ganze Reise zu einem Albtraum werden kann.

Nun ist zwar eine Reizblase heute gut mit Medikamenten zu behandeln (z. B. mit Trospiumchlorid-Tabletten), auf Reisen können jedoch folgende Tipps helfen:

  1. Regelmäßig die Blase entleeren, ehe der Harndrang „überfallartig“ kommt. Hier hilft ein Blasentagebuch, das ihr Hausarzt oder Urologe bereithält, in dem für ein paar Tage der Zeitpunkt der Toilettengänge und eines eventuellen Urinverlusts protokolliert wird; so läßt sich herausfinden, wann „es pressiert“ bzw. in welchen Abständen „vorsorglich“ die Blase bei Gelegenheit entleert werden sollte.
  2. Wenn der Harndrang kommt, aber keine Toilette in der Nähe ist, kann er mit Konzentrationsübungen abgeschwächt werden. Gemeint ist, Ablenkungsmanöver zu starten: Das kann z. B. das Aufsagen eines Gedichtes sein, das Sprechen eines Gebetes oder aber ein Rückwärtszählen von 100 in 7er- und später in 9er-Schritten.
  3. Schon ohne Harndrang „zwischendurch“ kann Beckenbodengymnastik betrieben werden: Dies ist eine Behandlungsmethode zur Therapie der sog. Belastungsinkontinenz (Urinverlust bei Husten oder Lachen). Da aber bei Anspannung des Beckenbodens auch der Blasenmuskel gehemmt wird, helfen solche Übungen, eine Reizblase zu dämpfen. Beckenbodengymnastik kann bei einem qualifizierten Physiotherapeuten erlernt werden, manche Volkshochschulen bieten entsprechende Kurse an. Viele Ärzte halten auch Anleitungen auf Papier oder CD bereit. Diese und andere Tipps können sich Betroffene auch von dieser Website herunterladen (Broschüren zur Harninkontinenz, Beckenbodengymnastik)
  4. Verzicht auf harntreibende Medikamente. Kaffee, schwarzer oder grüner Tee, Roiboschtee, Cola, Red-Bull- oder andere anregende Getränke und auch Alkohol haben gemeinsam, dass die Urinproduktion angekurbelt wird. Dies sollte in Situationen, wo nicht unbedingt eine Toilette verfügbar ist, vermieden werden.
  5. Wenn alle Stricke reißen, hilft die „Einmal-Not-Toilette für unterwegs“. Es handelt sich um mit Granulat gefüllte, verschließbare Einmalbeutel mit einem an die männliche und weibliche Anatomie angepassten „Eingang“: Der hierein entleerte Urin wird hygienisch absorbiert; der Beutel kann verschossen bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit diskret entsorgt werden. Entsprechende Produkte sind in Apotheken oder Sanitätshäusern erhältlich.

Beiträge zu verwandten Themen

Einmalgabe oder mehrere Einzeldosen bei der Überaktiven Blase – was ist besser?
Gibt es eine Harninkontinenz beim Mann?
Kann es durch Diabetes sowohl zu Potenzstörungen als auch Überaktiver Blase kommen?
Überaktive Blase bei Älteren – welche Medikamente sind geeignet?