Pflanzliche Medikamente zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung haben in Deutschland eine lange Tradition. Schon seit über 50 Jahren hatte man sich die abschwellenden, dämpfenden und die Prostata verkleinernden Effekte von Kürbiskernen, Sägepalmfrüchten, der afrikanischen Wurzelknolle, von Roggenpollenextrakt, Brennesselwurz und anderen zunutze gemacht. Die hieraus hergestellten Medikamente waren schon jahrzehntelang im Handel, ehe die Gesundheitsbehörden für diese die gleichen Maßstäbe anlegten, wie für neu entwickelte Medikamente.

Aufwändige und teure Versuche und Studien waren jetzt gefordert, die die zumeist kleinen Pharmafirmen nicht erbringen konnten. Seit einigen Jahren sind die pflanzlichen Produkte zur Prostatabehandlung damit nicht mehr „erstattungsfähig“, d. h., die Krankenkasse bezahlen sie nicht mehr, selbst wenn sie auf einem ordentlichen Rezept stünden. Das hatte eine drastischen Bedeutungsverlust dieser Medikamentengruppe zur Folge, sie werden nun nur noch „over the counter“, d. h. frei verkäuflich in der Apotheke gehandelt. Die wenigen wissenschaftlich hochwertigen Studien zu den pflanzlichen Therapeutika der gutartigen Prostatavergrößerung belegen nichts desto trotz eine Wirksamkeit der „guten alten“ pflanzlichen Medikamente.

Von der Krankenkasse bezahlt werden 2 Substanzen, die auf unterschiedlichen Wegen Prostatabeschwerden lindern: Die sogenannten „Alpha-Blocker“ sind hochgezüchtete Blutdruckmedikamente, die nicht mehr den Blutdruck senken, sondern (wie ihre Ahnen die Blutgefäße) nun nur noch den Blasenausgang erweitern und damit den Harnstrahl bessern. Sie müssen allerdings ein Leben lang eingenommen werden, Absetzen führt zur Wiederherstellung der alten Zustände mit den vor der Therapie vorhandenen Beschwerden. Auf hormonellem Wege nimmt die 3. Substanzgruppe für die Therapie der Prostatavergrößerung Einfluss auf das Organ: Zwei Substanzen, Finasterid und Dutasterid können den Hormonhaushalt der Prostatazelle blockieren: sie verhindern, dass die Prostatazelle das im Blut des Mannes befindliche männliche Geschlechtshormon aktiviert – der Hormonhaushalt kocht auf Sparflamme. Eine auch im Ultraschall messbare Verkleinerung der Prostata ist die Folge.

Zu den Nebenwirkungen dieses Wirkprinzips gehört auch ein abschwächender Effekt auf die Libido und die Potenz. Interessanterweise macht man sich in der Dermatologie Effekte dieser Substanzgruppe für eine bestimmte Form des männlichen Haarausfalles zunutze: Ein lokales Überangebot von männlichem Hormon in den Haarwurzeln, das zu Haarausfall führt, kann so gedämpft werden: die Haare wachsen wieder.

In der wissenschaftlichen Diskussion wird im Moment ein weiterer Langzeiteffekt von Finasterid und Dutasterid untersucht. So liegen Hinweise dafür vor, dass eine Dämpfung des Prostatahormonhaushaltes mit diesen Medikamenten die Chance, an Prostatakrebs zu erkranken, senken kann. Der Effekt tritt nach Jahren auf und verursacht naturgemäß immense Kosten – hier ist die Diskussion noch nicht abgeschlossen. Ungeklärt ist auch das Phänomen, dass Prostatakrebs hier zwar seltener, aber wenn häufiger in agressiver Form auftritt. So bezweifeln Experten momentan, dass wir in Zukunft alle einen sogenannten 5-alpha-Reduktasehemmer einnehmen, um keinen Prostatakrebs zu bekommen. Welches Medikament ein Betroffener für seine Prostatabeschwerden erhält, oder ob es nicht im Einzelfall sogar eine Kombination sein kann, entscheidet der behandelnde Arzt in Absprache mit dem Patienten. Das Nebenwirkungsprofil, die individuelle Verträglichkeit und die Beschwerdeintensität sind hier Einflussfaktoren der Therapieentscheidung.