Tatsächlich lassen sich in der Anatomie des Mannes sehr klar und bei Frauen angedeutet 2 Schließmuskelsysteme erkennen: der sog. „innere“ und „äußere“ Schließmuskel:

 

Diese unterscheiden sich in ihrer Lage, ihrer Funktion und Nervenversorgung: der „innere Schließmuskel“ ist nichts weiter als der Blasenausgang. Hier umfassen Muskelfasern der Blase ringförmig den ersten Abschnitt der Harnröhre und sind an der Prostata befestigt. Der innere Schließmuskel kann willkürlich nicht betätigt werden; er ist in seiner Kraft weniger stark als der äußere Schließmuskel, funktioniert aber dafür lang anhaltend. Der innere Schließmuskel ist damit unser „Ruhe-System“.

Der „äußere Schließmuskel“ ist der Beckenboden, der unterhalb der Prostata (bei Frauen in der Mitte der Harnröhre) verläuft. Hier greifen Muskelfasern, die am Steißbein und dem Beckenknochen ansetzen und in einer „8“ um Scheide und Darm verlaufen, um die Harnröhre. Der äußere Schließmuskel kann willkürlich angespannt werden; dabei wird kurzfristig eine starke Kraft entwickelt, die aber nicht lange aufrecht erhalten werden kann. So dient unserer äußerer Schließmuskel als „Reservesystem“ vor allem der Kontinenzerhaltung in Belastungssituationen wie Husten, Lachen oder Heben.

Wird die Prostata bei Prostatakrebs des Mannes komplett entfernt, muss das gesamte System sich umstellen: der innere Schließmuskel ist mit der Prostata entfernt; das Reservesystem äußerer Schließmuskel muss lernen, nun in „Dauerbetrieb“ überzugehen.

Eine weitere wichtige Funktion kommt dem inneren Schließmusel beim Samenerguss des Mannes zu: Ein Zusammenziehen während des Samenergusses bewirkt, dass die Ejakulation nach vorn Richtung Penisspitze abläuft; ist der innere Schließmuskel mit Medikamenten weit gestellt oder operativ behandelt, entleert sich der Samenerguss rückwärts in die Blase – er läuft „trocken“ ab. Dieses muss besonders bei noch vorhandenem Kinderwunsch vor Prostataoperationen thematisiert werden.