Rückfrage von Katharina (14.12.2017):

Erstmal danke für die rasche Antwort. Ich habe jetzt 3 Tage Vesicare genommen und wieder damit aufgehört weil ich dadurch schlechter gesehen habe (Dinge die sich bewegen habe ich unscharf gesehen und vor allem beim Arbeiten am Computer konnte ich die Schrift nicht mehr richtig fixieren). Mein Urologe sagte mir, dass diese Nebenwirkung bei allen Medikamenten zur Behandlung der OAB auftreten kann und ich diese in Kauf nehmen müsse. Gibt es wirklich keine Alternative?

Meine Zweite Frage: Ich habe gehört, dass der Körper durch Vesicare angeregt werden soll selbst einen Inhibitor für den M3 Rezeptor zu produzieren und es deshalb nach 3-4 Monatiger Einnahme und langsamem Absetzen des Medikaments zu einer anhaltenden Verbesserung kommen soll. Falls das funktioniert würde der vom Körper gebildete gebildete Inhibitor nicht wie das Medikament zusätzlich zur Blase auch auf die Augen wirken und die Sehschärfe negativ beeinflussen?

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Katharina,

das mit dem körpereigenen Wirkstoff ist definitiv Legende. Sehstörungen können an bestimmten Anticholinergika wie Vesikur liegen, werden allerdings eher als gestörte Hell-dunkel-Anpassung beschrieben.

Sollten sie auf Störungen des Nervensystems beruhen, gibt es einen Wirkstoff aus dieser Reihe, der hier Vorteile hat: Trospiumchlorid. Müssen Sie ganz auf die sog. Anticholinergika verzichten, wären Mirabegron als Tablette oder Botox als Injektion in die Blase eine Option.

Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Katharina:

Lindern Anticholinergika nur die Symptome einer OAB oder bewirken sie auch eine langfristige Besserung nach Absetzen der Einnahme?

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Katharina,

es ist am ehesten wie bei einem hohen Blutdruck: Lässt man die Blutdruckmedikamente weg, ist der alte (hohe) Blutdruck wieder da. Manchmal ist es aber möglich, die Dosis nach einer gewissen Zeit zu reduzieren.

Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH